Das Trianon-Museum
In Várpalota stehen zwei Schlösser. Das eine stammt aus dem Mittelalter und spielte eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Türken. 1721 begann der Bau des zweiten Schlosses durch die Familie Zichy. In diesem zweiten Schloss befindet sich seit 2004 das Trianon-Museum.
Das Trianon-Museum ist die einzige Einrichtung im Karpatenbecken, die sich mit dem Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg und dessen Folgen bis heute befasst. Das im Museum präsentierte Material behandelt sowohl die Geschichte als auch die Folgen des Trianon-Diktats für das Karpatenbecken. Diese Geschichte umfasst die Ereignisse des Ersten Weltkriegs, den Waffenstillstand und die kollektiven Repressalien, unter denen die Ungarn nach dem Krieg zu leiden hatten.

Für uns Belgier ist der Erste Weltkrieg natürlich vor allem die Yserfront, aber Ungarn war damals Teil des Österreichisch-Ungarischen Reiches, das zusammen mit Deutschland auf der anderen Seite der Front kämpfte. Es ist also sehr lehrreich, auch einmal diese Seite zu sehen. Für die Ungarn war es ein traumatisches Ereignis. Am 4. Juni 1920 wurde in Trianon, einem Weiler in der Nähe von Versailles, der Vertrag von Trianon zwischen den Siegern des Ersten Weltkriegs und Ungarn geschlossen. Mit einem Federstrich verlor Ungarn 71,5 % seines Territoriums und 13 seiner 21 Millionen Einwohner. Hinzu kam ein großer Teil seiner Rohstoffe und seiner industriellen Produktion.
Jahrelang forderte Ungarn eine Revision dieses Vertrags – eine Forderung, die in Paris und London auf taube Ohren stieß, in Berlin und Rom jedoch auf Verständnis stieß. Mit der Folge, dass Ungarn im Zweiten Weltkrieg die Seite Berlins und Roms wählte – und damit erneut auf der Verliererseite stand.

Das Museum ist sehr schön gestaltet. Várpalota ist letztlich nur eine kleine Provinzstadt, aber dieses Museum übertrifft dieses Niveau bei weitem. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Schade ist allerdings, dass alle Texte im Museum ausschließlich auf Ungarisch verfügbar sind – eine Übersetzungs-App ist daher unverzichtbar. Zum Museum gehört übrigens noch ein zweiter Teil, der Große Ungarische Park, der nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt liegt und in dem man unter anderem die meterhohen Modelle der Millennium-Gedenksäulen sehen kann, die 1896 eingeweiht wurden. Aber dieser Park ist etwas für einen nächsten Besuch.